Eine Reise durch Dänemark – Von Hirtshals nach Lønstrup

Von Hirtshals geht es weiter Richtung Süden entlang der Jammerbucht.

Auch hier reiht sich ein weißer Sandstrand an den nächsten und jeder Strand- und Meereshungrige kommt hier voll auf seine Kosten. Sehr wahrscheinlich ist der Name der Bucht auch wirklich auf jammern zurückzuführen und hängt mit den zahlreichen Schiffsverlusten und Strandungen an diesem Küstenabschnitt zusammen.

Doch glücklicherweise erinnert heutzutage nichts mehr an das Jammern und Wehklagen der Verunglückten, vor allem nicht an schönen Sommertagen mit blauem Himmel, einsamen, schier endlos scheinenden, weißen Stränden und einer wohlgelaunten, ruhigen Nordsee.

Für Familien mit kleineren Kindern lohnt sich ein Stopp im Fun Park etwas außerhalb von Hirtshals. Hier gibt es jede Menge Spiel- und Tobemöglichkeiten, aber auch ein paar Tiere gibt es zu bestaunen.

Natur pur und Leckereien wie früher

In Tornby sollte man einen Abstecher in die Klitplantage machen, am besten sogar eine kleine Radtour unternehmen. Ich mag es, wenn ein Waldgebiet direkt am Strand endet, was man hier sehr gut erleben kann. Vielleicht stattet man dem Yxengaard einen Besuch ab oder wandert durch die weitläufige Dünenlandschaft. Und, wenn man schonmal in Tornby ist, kann man hier auch den nördlichsten Dolmen Dänemarks bestaunen – Tornby Dyssen aus der Jungsteinzeit.

In Tornby empfiehlt sich außerdem ein Halt am Tornby Gamle Købmandsgaard, wo man einkaufen kann wie anno dazumal. Hier ist die Zeit stehen geblieben und zwar im Jahre 1860. Süßigkeiten, Schnaps, unter anderem Tornby Bjesk, Keramik, Spielzeug von früher oder Honig aus der Region – hier findet jeder ein Mitbringsel für die Lieben zuhause. Oder für sich selbst. Nebenan in Mettes Kaffestue kann man hervorragend bei Kaffee und Kuchen pausieren. Lasst Euch aber nicht vom etwas nüchtern klingenden Angebot „brød“ verwirren: Damit ist hier Wienerbrød, also Blätterteigteilchen, gemeint – einfach himmlisch lecker, aber nur in Maßen wohltuend!

Gleich hinter Tornby lohnt sich für alle Einsamkeit-Suchende der Weg Richtung Kærsgård Strand. Ein echter Geheimtipp – hier ist selbst bei 30 Grad (und ja, das kommt durchaus vor) am Strand kaum etwas los.

Ein steinzeitlicher Küstenverlauf und Schachbrettsteine

Weiter Richtung Süden kommen wir nach Nørlev, einem reinen Ferienhausgebiet, in dem es in der Saison (fast jedes Jahr) einen kleinen Laden gibt. Hier können sich Ferienhausbewohner vor allem mit Brötchen und Eis eindecken. In Nørlev macht sich mittlerweile auch der Küstenabbruch bemerkbar, auch hier bildet sich, ähnlich wie im etwas südlich gelegenen Lønstrup, eine kleine Steilküste. Strandliebhabern wird vor allem der dunkle, teilweise schwarze Sand in Nørlev auffallen, der aber nicht durch Verunreinigungen hervorgerufen wird, sondern ein natürliches Phänomen ist und mit der Zusammensetzung des Sandes zu tun hat.
Schließlich kann man in Nørlev noch besonders gut den alten Küstenverlauf aus der Steinzeit – hier Lien genannt – begutachten. Der Lien erstreckt sich von Kærsgård Strand im Norden bis Lønstrup und tritt hier in Nørlev besonders deutlich hervor.

Weiter geht es nach Skallerup, einem weiteren Ferienhausgebiet und Standort des Skallerup Seaside Resort für alle, die ein wenig Luxus wollen. Fast alle Einrichtungen können hier auch Tagesgäste nutzen: von Schwimmhalle und Badmintonplatz, Minigolf und Kletterpfad bis zu verschiedenen Restaurants und Wellness. Ein kleiner Supermarkt steht ebenfalls zur Verfügung, die Versorgung – nicht nur mit Brötchen – ist hier gesichert.

Folgt man vor hier aus der Straße Richtung Lønstrup, passiert man die einzige Schachbrettstein-Kirche Vendsyssels: die Skallerup Kirke. Ihr wisst nicht, was Kirche mit Schachbrettsteinen bedeuten soll? Dann schaut mal hier – über die Skallerup Kirke habe ich schon einmal geschrieben.

Kleine Umwege

Wer einen etwas größeren Schlenker machen will, kann noch am Ravgården in Sønderlev vorbeischauen. Hier kann man einem Bernsteinschleifer bei der Arbeit über die Schulter gucken und sich in einer kleinen Ausstellung über das „Gold des Meeres“ informieren.

Mit noch ein paar Metern Umweg mehr kann man auch der Vennebjerg Kirke noch einen Besuch abstatten – es lohnt sich, denn von der kleinen Anhöhe, auf der die Kirche steht, hat man einen fantastischen Blick über Landschaft und Meer.

Medienstar: Ein Leuchtturm

Schließlich sind wir in Lønstrup, diesem ganz besonderen Ort, den vor allem seit letztem Jahr wohl die meisten Dänemark-Freunde kennen.

Da nämlich wurde der Leuchtturm Rubjerg Knude Fyr, etwas südlich des kleinen Fischerortes, auf spektakuläre Weise versetzt. Das Interesse der Medien an dieser Aktion war riesig, zumal auch im Vorwege der vom Absturz ins Meer bedrohte Rubjerg Knude Fyr zu einer Art Ikone Nordjütlands avanciert war.

Der kleinen, ebenfalls etwas außerhalb des Dorfes gelegenen Mårup Kirke, war eine Versetzung Jahre zuvor nicht gegönnt. Als die Steilküste zu nah rückte, baute man die kleine romanische Kirche komplett ab. Pläne, die Kirche an anderem Ort wieder aufzubauen, wurden wieder verworfen und Mauersteine bereits zum Straßenbau verwendet. Reste des Friedhofes – ebenfalls vom Sturz in die Tiefe bedroht – kann man noch besichtigen. Immer wieder werden am Strand unten Knochenreste aus herabgestürzten Gräbern gefunden, die dann in ein Grab auf dem Friedhof der Lønstrup Kirke gebracht werden.

Aber Lønstrup ist viel mehr als Leuchtturm und die verschwundene Kirche. Nicht nur für mich – obwohl meine Beziehung zum Ort eine ganz Besondere ist.

Katastrophentouristen und Kunsthandwerker


Der kleine Fischerort zählt keine 600 Einwohner, eine Zahl, die sich in der Hochsaison um ein Vielfaches erhöht. Hier gibt es keine sanften Dünen und breiten Strand – eine Steilküste und je nach Windlage mehr oder minder schmaler Sandstrand prägen die Küste. Buhnen auf Höhe des Ortes verhindern seit Längerem ein Fortschreiten des Küstenabbruchs. Wo diese nicht vorhanden sind, führen Bodenerosion samt stürmischer Nordsee zu teilweise heftigen Abbrüchen und so sieht die Steilküste keinen Tag aus wie am anderen.

Die ersten Touristen in Lønstrup waren Schaulustige. Als eine Naturkatastrophe 1877 den kleinen Ort heimsuchte und die durch den Ort verlaufende Schlucht hinterließ, kamen Katastrophentouristen hierher und verfolgten die Aufräumarbeiten. An dieses Ereignis erinnert ein Gedenkstein mitten im Ort. Heute haben sich hier vor allem Kunsthandwerker niedergelassen – Glasbläser, Keramiker, Maler, Silberschmiede. Ein Bummel durch Lønstrup macht einfach Spaß, probiert es unbedingt aus!

Und besonders schön ist es hier, wenn nicht mehr viel los ist, es stürmt und vielleicht regnet und man für einen klitzekleinen Augenblick das Gefühl hat, man habe diesen fantastischen Ort für sich ganz allein.

Beim nächsten Mal geht es weiter Richtung Süden: von Lønstrup nach Blokhus.

Ihr wollt mehr erfahren? Schaut doch mal hier:



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