5 Büchertipps für den Herbst

5 Bücher aus Dänemark

Vor Kurzem wurde ich gefragt: Gibt es eigentlich noch andere dänische Schriftsteller als Hans Christian Andersen? Oh ha – und da packt mich doch tatsächlich der Ehrgeiz, Euch ein paar der dänischen Autoren näherzubringen. Es lohnt sich wirklich, ein paar von denen mal in die Hand zu nehmen – auch auf Deutsch!

Anfangen werde ich mit 5 Titeln, die wie gemacht sind für den Herbst – wenn die Tage wieder kürzer und die Lesezeit wieder länger wird.

Teilweise sind es schon etwas ältere Titel – aber jeder einzelne ist es Wert, gelesen zu werden. Solltet Ihr also einiges noch nicht kennen – nur zu! In diesen Büchern steckt Dänemark pur.

 

Knud Romer: Wer blinzelt, hat Angst vor dem Tod (2007)

Ein Lieblingsbuch von mir – in Dänemark löste Knud Romer mit seinem ersten Roman einen echten Skandal aus. Es ist die Geschichte seiner deutsch-dänischen Familie in den Sechziger und Siebziger Jahren.

Knud lebt mit seinem dänischen Vater und deutscher Mutter in Nykøbing und wird von seinen Mitschülern beschimpft, seine Mutter wird in Dänemark im Laden nicht bedient. Teilweise drastisch und todernst, dann wieder unglaublich komisch erzählt Knud Romer von seinen Erlebnissen in Dänemark, seinem dänischen Großvater, der deutschen Großmutter, die für ihn der Inbegriff klassischer Schönheit ist und dem Onkel aus Franken, dem Splitter einer Handgranate aus der Haut wachsen.

 

Janne Teller: Nichts (2000)

Das Buch, das große Kontroversen in Dänemark und auch über Landesgrenzen hinaus nach sich zog, ist jedenfalls nichts für sanfte Gemüter. Teilweise war Nichts an dänischen Schulen verboten.

Mit seiner Aussage „Nichts bedeutet irgendwas, deshalb lohnt es sich nicht, irgendwas zu tun“ provoziert der Schüler Pierre Anthon in der fiktiven Kleinstadt Tæring seine Mitschüler. Um ihm zu beweisen, dass Bedeutung doch existiert, fangen die Mitschüler des Jungen an, „einen Berg der Bedeutung“ zusammenzutragen. Anfangs recht willkürlich, beginnen sie langsam, reihum nur noch Dinge von hoher persönlicher Bedeutung „zu opfern“ – wobei derjenige, der an der Reihe ist, nicht nur den nächsten bestimmt, sondern auch, welches Opfer er zu bringen hat.

Schnell wird es zu einer Spirale aus psychischer und physischer Gewalt – je schmerzlicher das eigene Opfer empfunden wurde, desto mehr wird vom nächsten verlangt.

Ein gutes Buch – aber harter Tobak – auch für Erwachsene.

 

Jonas T. Bengtsson: Wie keiner sonst (2014)

Die Geschichte von Vater und Sohn, die am Rande der Gesellschaft leben. Der Junge geht nicht zur Schule, hat keine Freunde und immer wieder müssen sie umziehen. Doch sein Vater lehrt ihn alles, was er wissen muss – rechnen, lesen schreiben.

Vor allem aber beschützt der Vater seinen Jungen und liebt ihn bedingungslos. Sie sind ein eingespieltes Team bis ein folgenschweres Ereignis Ihr Dasein überschattet.

Ich mag die ruhige Erzählweise von Bengtsson und bis auf ganz wenige Passagen schafft er es auch, ohne Klischees auszukommen.

 

Morten Ramsland: Sumobrüder (2011)

Lars lebt Ende der Achtziger in einer Reihenhaussiedlung in Odense. Der Elfjährige verbringt seine Zeit mit seinen Freunden – auf der Flucht vor den Größeren und auf der Jagd nach den Kleineren. Neben allerlei merkwürdigen und teils unschönen Beschäftigungen, werden hinter geschlossenen Türen Sumokämpfe veranstaltet.

Ziemlich drastisch, manchmal für meinen Geschmack auch zu brutal schildert Ramsland das Gesetz des Prügelns oder Verprügelt werden. Es ist eine schonungslose Geschichte des Erwachsenwerdens in den 80er Jahren, und unter der ruppigen Oberfläche zeigt Ramsland viel Einfühlungsvermögen und Sympathie für die Protagonisten der Geschichte. Zartbesaitete seien aber gewarnt – Sprache und Schilderungen schießen für meinen Geschmack ab und an über das Ziel hinaus.

 

Carsten Jensen: Wir Ertrunkenen (2010)

Auf 781 Seiten erzählt Jensen die Geschichte der Bewohner Marstals auf der Insel Aerø. Die Zeitspanne umfasst beide Weltkriege – die Geschichte beginnt 1848 und endet 1945. Aus wechselnden Perspektiven erzählt Jensen die Geschichte der immer wieder ihren Vätern beraubten Bewohner Marstals, die mit Legenden, Klatschgeschichten, Seemannsgarn, Tagebuchaufzeichnungen, Erinnerungen ausgeschmückt wird. Jedem, der Wir Ertrunkenen gelesen hat, wird Laurids Madsen aus Marstal in Erinnerung bleiben, der flog nämlich in den Himmel und kam unversehrt wieder zurück, weil der Tod ihn nicht wollte.

Und dann sind da noch die Frauen aus Marstal, die dem Meer, das ihnen ihre Männer nimmt, den Kampf ansagen. Im besten Sinne ein echter Schmöker voller Leichtmatrosen, Glücksritter und echten Teufelskerlen. Ein Buch über Liebe, Freundschaft, Verlust und Wahnsinn – ein Buch über das Leben.



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